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Artikel zu den Projekten

Fotogeschichte 73/1999

Afterimge Sep 2001
Transit Europäische Revue Heft 22
E-Forum Zeitgeschichte 2002/03
ÖKS Transfer 1/2004
Diagonale Materialien 2005
Der Standard 20.5.2006
Wiener Zeitung 4.5.2007
ORF Burgenland, 14.8.2007
Architektur Aktuell 7-8/2007
Kurier 25.12.2009

 

Seit Herbst 1997 führt memoryPROJECTS Projekte in virtuellen und in realen Räumen durch. memoryPROJECTS agiert wie ein Museum ohne Gebäude und ohne festen Ort, das temporär in den öffentlichen Raum eindringt und sich der klassischen Aufgaben eines Museums - finden/sammeln, erhalten/archivieren, präsentieren/vermitteln - annimmt. memoryPROJECTS unternimmt aber auch künstlerische Eingriffe, die sich der Erinnerung und des Gedächtnisses der RezipientInnen bemächtigen. memoryPROJECTS versteht sich als work-in-progress.

Ausgangsmaterial von memoryPROJECTS sind meist anonyme auf Dachböden und Flohmärkten gefundene Fotografien. Es sind Bilder ohne Beschriftungen. Anlaß, Ort und/oder Zeitpunkt ihres Entstehens sind unbekannt. Die Aura des Historischen, die diese Fotografien umgibt, soll Erinnerungen an Erlebtes und Gehörtes wachrufen. Die BetrachterInnen und BesucherInnen der Projekte von memoryPROJECTS sind aufgefordert ihre assoziativen Bemerkungen und Erinnerungen den Fotos anzufügen. Fotos ohne Bildunterschriften sind der Anonymität und dem Vergessen preisgegeben, fordern aber auf, sich sprachlich mit Momentaufnahmen der Geschichte auseinanderzusetzen. Mit der Sprache und dem Text jedoch eröffnet sich auch der Diskurs um bereits Vergessenes und Verdrängtes. An die 250 Texte/Erinnerungen sind bislang bei den verschiedenen Projekten von memoryPROJECTS eingelangt. Fragmentarische, wortfetzenartige Erinnerungen, essayistische Texte, detaillierte Situationsbeschreibungen, betroffenmachende Erlebnisberichte. memoryPROJECTS schafft so ein Wechselspiel in dem Zeitbilder Zeitzeugen hervorrufen und umgekehrt. In der Montage und Gegenüberstellung der verschiedenen Texte und Fotos, werden Erinnerungen und Interpretationen geschichtlicher Ereignisse ihrer Absolutheit und Gewißheit entkleidet - und dies gilt für den Text und das Foto gleichermaßen. In ihrer Gesamtschau fügen sich diese Fragmente aber wie Puzzlesteine zusammen und bilden ein fragmentarisches Bild einer Gedankenlandkarte zu unserer Zeitgeschichte und den kollektiven Erinnerungen.

"Einst gab es in England einen Beamten, der den Titel Remembrancer trug, in Wahrheit war dies ein Euphemismus für den Schulden-Eintreiber. Es gehörte zu seiner Pflicht, die anderen an das zu erinnern, was sie selbst gern vergessen wollten."1) Als Remembrancer zu arbeiten sehen wir als eine der wichtigsten Aufgaben, die KünstlerInnen wahrzunehmen haben. In diesem Sinne sehen wir memoryPROJECTS als Remembrancer, der Erinnerungen antastet um Verdrängtes wachzurufen.

memoryPROJECTS ist als work in progress zu verstehen:

Als Pilotprojekt haben wir 1997 im Museum der Erinnerungen - European Version 14 anonyme, gefundene Fotografien im Internet unter: http://www.memoryprojects.at/europa/index.htm publiziert. BesucherInnen, der Internetseite wurden eingeladen Erinnerungen und Texte als Bildunterschriften zu den Fotos hinzuzufügen. Dieses Webprojekt wurde zur Ostranenie97 - dem Bauhaus-Festival in Dessau/Deutschalnd und zum ciber@rt Festival in Valencia/Spain 1997 eingeladen. Museum der Erinnerungen - European Version bekam einen Web Book award 1998.

Als Museum der Erinnerungen. Burgenländische Fotogeschichten haben wir ein Public Art Projekt entwickelt. 24 anonyme, gefundene Fotografien, die mit der Geschichte des Burgenlandes in Verbindung stehen wurden in einer burgenländischen Wochenzeitung, einem Monatsmagazin für burgenländische Emigranten und auf der Website http://www.memoryprojects.at/burgland/bilder.htm publiziert. Weiters wurden ca. 10.000 Folder im Burgenland verschickt und verteilt. Die Teilnehmer konnten Texte, Essays oder Erinnerungen zu den Fotos schicken. An die 200 Texte wurden an uns eingesandt. Die eingesandten Texte und Erinnerungen wurden gemeinsam mit 2 Fotoobjekten in 5 Ausstellungen (Oktober 1998 - März 1999) im Burgenland gezeigt. Während den Ausstellungen konnten die BesucherInnen ebenfalls Texte hinzufügen. Die Webseite des Projektes wurde für die Teilnahme am Internetwettbewerb des Stuttgarter Filmwinters 1998 nominiert und zur Ausstellung "Document & Identities" bei der 5.Int. Triennale of Photography in Tampere/Finnland 1999 eingeladen. 2001 erhielt Museum der Erinnerungen. Burgenländische Fotogeschichte den Burgenländischen Kulturpreis.

memoryPROJECTS wurde im Juli 1999 zur ART PÚBLIC CALAF 99 /Spanien eingeladen um ein Projekt in Calaf(Barcelona) zu entwickeln. Das konzipierte Projekt Museu de Memòries, eine Fotoinstallation mit Publikumsbeteiligung über den Spanischen Bürgerkrieg im öffentlichen Raum von Calaf erhielt einen Preis und wurde im Mai 2000 in Calaf realisiert.

Im Winter 2000/01 wurde in Kooperation mit dem Hidden Museum das Projekt Museum der Erinnerungen # 2 Bilder durchgeführt.

2001 wurde memoryPROJECTS zum Filefestival in Sao Paulo eingeladen.

Vom 25.5. - 6.6.2002 wurde während SOHO in Ottakring das Projekt Brunnenviertel Fotoalbum durchgeführt, an dem sie auch jetzt noch teilnehmen können, schicken sie uns ihr Foto zum Brunnenviertel per email.

2004 hat memoryPROJECTS bei einem Workshop in Albanien, Tirana map of viewless memories entwickelt und das public Art Projekt SOHO KOCHT durchgeführt. Die Rezeptsammlung SOHO KOCHT ist eine unsystematisch zusammengestellte Sammlung von Rezepten, die anläßlich von SOHO in Ottakring 2004/05 gemeinsam mit der Gebietsbetreuung Ottakring realisiert wurde. Das Kochbuch können sie über memoryPROJECTS zum Preis von Euro 6,- incl. Versandspesen beziehen.
Weiters erfolgte eine Teilnahme beim Canarias Mediafestival.

Für den Kulturherbst 2006 (ORF Burgenland) wurde die 2 Projektoren-Videoinstallation "Images in Transition" entwickelt, die auch im Rahmen von Dichter Herbst 2008 in Wien zu sehen war. Vom 9.5. - 4.6.2006 war die Installation TransitTriest am Molo Audace in Triest zu sehen und anläßlich SOHO in Ottakring 2007 am Yppenplatz in Wien.

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme am Projekt Museum der Erinnerungen. Konstruktion > 1 - 4 .

Seit November 2009 ist unser neues Projekt Namen erinnern online.


 
1) Peter Burke, Geschichte als soziales Gedächtnis, in: Kai Uwe Hemken (Hg), Gedächtnisbilder. Vergessen und Erinnern in der Gegenwartskunst, Leipzig 1996, S. 92-112, S. 109.