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Foto 6 Bild 6

1
anonym
Nachbarschaftshilfe oder die Pfuscher. Am Samstag nach der Arbeit. Ein Sommerabend in den 50er Jahren.


2
Viktor Emmer
Dieses Foto erinnert mich stark an einen Fasching meiner Eltern. Meine Eltern waren noch sehr jung, sie pflegten gerade den Brauch des „Faschingverbrennens“. Die Männer hatten alle so komische Hüte auf und alle waren schon sehr betrunken, aber lustig. Alle Menschen lachen und sind fröhlich. Einige Männer, darunter mein Vater, tragen gerade den Sarg mit dem Fasching die Stiegen hinunter. Einige stolpern, einige plagen sich. Im Hintergrund die Frauen, die lachen. Alle sehen sehr glücklich aus.
ASSOZIATION: Nachkriegsgeneration, jung, glücklich, fröhlich, ohne all den Sorgen des Alltags.
Dieses Foto Nr. 6 hat jetzt bei näherer Betrachtung mit Fasching so nichts zu tun. Es waren die Gesichter der Männer, die mich so stark an das Foto im Fotoalbum meiner Eltern erinnert haben.


3
Ingeborg Tschögl / Oberwart
„Grundstein zu einer Liebe zu einem fremden Land“
Man schrieb das Jahr 1946. Es war Sommer und ich - damals 6-jährig- durfte zu Verwandten aufs Land zur Erholung fahren. Sie waren die ehemaligen Besitzer eines sehr großen Meierhofes, der in der Nähe des Stiftes Göttweig lag. Dieser Hof hatte wegen seiner Größe eine eigene Kirche mit Glockenturm. Bevor ich aber meine Ferien antrat, ermahnte mich meine Mutter sehr eindringlich, nie von Besatzungssoldaten etwas anzunehmen oder auch nur mit ihnen zu sprechen. Insbesonders dort, da dieses Gebiet den Russen unterstellt war.
In diesem Gutshof waren aber damals viele ehemalige Soldaten der Wehrmacht als Kriegsverbrecher gefangen gehalten, denn das zuständige Gefängnis von Stein war restlos überfüllt. Auf jeden 10. dieser Gefangenen kam auch ein Krimineller. Von meiner Tante hatte ich das strikte Verbot in die Nähe der Tür zu diesen als Gefängnis gehaltenen Räumen zu gehen. Da ich wirklich Angst hatte, mied ich diese auch und huschte immer ganz schnell an dieser Tür, die eine Verbindung für die Männer nach draußen war, vorbei. Aber ich hatte auch große Furcht vor einem russischen Major, der jeden zweiten Tag mit seinem Motorrad kam, um nach dem Rechten zu sehen, aber auch meiner Tante und dem Onkel Lebensmittel brachte.
Eines Tages jedoch ging die ,,verbotene“ Tür auf als ich gerade schnell vorbeilaufen wollte.Da wagte ich einen Blick hinein - verbotenerweise, wie ich dachte. Es war ein dunkler Raum mit einer hölzernen Eckbank und einem großen Tisch und Sesseln davor. Eine schwache Glühbirne, nur in einer Fassung an der Decke hängend, brannte. Es muß wohl gerade Pausenzeit gewesen sein, denn viele Männer saßen um den Tisch herum, in Sträflingshosen und mit nacktem Oberkörper, aßen und tranken und sahen mich neugierig an. Mein Herz klopfte vor Aufregung. In diesem Moment hörte ich auch schon das Knattern des nahenden Motorrades des Majors.
,,Lieber Gott, hilf mir jetzt“, dachte ich völlig verstört, denn irgendwie haben die Gefangenen und der russische Major in meinem Kinderherzen auf eine furchterregende Art und Weise zusammengehört. Ich wollte fortlaufen, weg, ganz weit weg, denn meine Angst war grenzenlos, hatte ich doch all die Ermahnungen meiner Mutter im Ohr. So rannte ich, was meine Füße hergaben zum Kirchenturm, kletterte die uralte, offene Holztreppe hinauf in den Turm und versteckte mich dann dort oben. Ich hörte meine Tante und den Onkel nach mir rufen und sah durch das Turmfenster, wie sie mich suchten. Ich wartete bis das Motorrad nach einer mir endlos lang erschienenen Zeit wieder abfuhr. Dann kletterte ich wieder hinunter, denn ich war nun auch schon müde und hungrig. Meine Tante war sehr glücklich, nahm mich in die Arme und fragte mich, warum ich mich versteckt habe. Als ich ihr von meiner Angst erzählt hatte, sah sie mich groß an und sagte zu mir: ,,Dieser Major ist noch jung und hat selbst ein kleines Töchterchen zu Haus, das auf ihn wartet. Er hat große Sehnsucht nach seinem kleinen Mädchen. Lauf nächstes Mal nicht weg. Er würde sich sehr freuen.“
Als ich das nächste Mal wieder das Rattern des Motorrades hörte, nahm ich all meinen Mut zusammen und erwartete den Herrn Major in der Küche. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Doch dieser Soldat in Uniform hat sehr schnell mein Herz erobert. Er erzählte mir in gebrochenem Deutsch von seiner Heimat, seinem Zuhause und seinem Kind, dann schnitzte er mir eine kleine Holzpuppe, die er mit dem Stoff einer zerrissenen Felduniform bekleidete. Sie war die wunderschönste Puppe, die ich jemals hatte und war für lange Zeit mein liebstes Spielzeug. Es war für mich auch ein Beweisstück dafür, daß es Russen gab, die genau wie wir Heimweh nach ihrer Familie hatten und Sehnsucht nach Liebe und daß meine Furcht unbegründet war. Von diesem Zeitpunkt an sah ich in den uniformierten Soldaten aus Rußland meine Freunde.
Viele Jahre später lernte ich Bürger dieses Landes, ihre Musik und die russische Sprache kennen. Ich besuchte das Land und diese Menschen einige Male und bin bis heute in Freundschaft mit einer Musikgruppe aus einem, aus der ehemaligen Sowjetunion, hervorgegangenem Land verbunden.

4
Brigitte Häufler / Salzburg
Mein Vater als Angestellter im Festspielhaus Salzburg.


5
Wilhelmine Schober / Oberwart
Das sind wir in unserer Hütte gewesen entweder bei uns oder bei der Paula. Da sitzen wir genauso.


6
Franz Raimann / Hornstein
Wanderarbeiter in einer Massenunterkunft in Wien nach beiden Weltkriegen trifft dieses Bild zu!


7
Gerhard Walcher / Mödling
Erinnert mich an meinen Volksschulturnunterricht, von dem es auch Fotos gibt wo alle ähnlich dünn und unterernährt aussehen.
 

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